Umm Al-Sa’ad Al-Iskandariyyah

quranNachdem Umm al-Sa’ad das Auswendiglernen des Quran im Alter von 15 Jahren beendet hatte, ging sie zur Shaykha Nufaysa bint Abu Al-Alaa, die als „die Shaykha ihrer Zeit“ bekannt war, um sie darum zu bitten die 10 Qira’aat (Rezitationen) von ihr zu erlernen. Nufaysa stimmte zu, aber unter einer besonderen Bedingung; dass Umm al-Sa’ad nie heiratete. Sie weigerte sich Mädchen zu unterrichten, weil diese heiraten würden, dann viel zu beschäftigt wären, und den Qur’an vernachlässigten.

Noch erstaunlicher war, dass Umm al-Sa’ad diese Bedingung ihrer Shaykha, die bekannt war für ihre Strenge und Härte jenen gegenüber, die sie nicht würdig für diese ehrenvolle Aufgabe hielt, akzeptierte. Umm al-Sa’ad war von der Tatsache ermutigt, dass ihre Shaykha selbst nie geheiratet hatte, obwohl sehr viele große Gelehrte um ihre Hand angehalten hatten, und sie starb auch in diesem Zustand in ihren Achtzigern, während sie sich ganz dem Qur’an zugeschrieben hatte.

Umm al-Sa’ad sagte: „Es ist vom Segen meines Herrn, dass jeder in Alexandria, der eine Ijaaza für den Qur’an, in einem von den Qira’aat erlangt hat, sie entweder direkt von mir oder von jemandem, dem ich Ijaaza gegeben habe, erhalten hat.“

Und der Beweis für ihren außerordentlichen Status war, dass sie die einzige Frau war, zu der Rezitatoren und Huffadh des Qur’an reisten um von ihr Ijaaza für die 10 Qira’aat zu erhalten.

Umm Al-Sa’ad Ali Najm, Alter 77, wird als die bekannteste Frau auf der Welt im Rezitieren des Qur’an angesehen. Die einzige Frau, die sich auf die 10 Qira’aat spezialisiert hatte, und die über 50 Jahre damit verbrachte Ijaaza für die 10 Qira’at zu vergeben.

Man sah Massen von Menschen in ihre bescheidene Wohnung ein- und austreten, Studenten, die davon träumten, den Qur’an auswendig zu lernen, aus allen möglichen Altersgruppen, sowohl Männer als auch Frauen.

Der Unterricht für Frauen und Mädchen begann um 8 Uhr und dauerte bis 14 Uhr, und danach begann der Unterricht für Männer und Jungen bis 20 Uhr. Umm al-Sa’ad fuhr den ganzen Tag ohne Unterbrechung fort, mit Ausnahme für das Gebet und einer leichten Mahlzeit zur Stärkung.

Umm al-Sa’ad war in eine arme Familie in der Stadt Bandaariya, eine der Städte der Großstadt Munofiyya (im Norden von Kairo), geboren. Sie wurde nach ihrem ersten Lebensjahr blind und da dies im Umgang mit Blindheit in ländlichen Gebieten üblich war, schickte sie ihre Familie den Quran auswendig lernen.
Sie vollendete das Auswendiglernen in Alexandria im Alter von 15 Jahren. Danach im Alter von 23 vollendete sie das Erlernen von den 10 Rezitationen des Qur’an von Shaykha Nufaysa.

Umm Al-Sa’ad erwähnte, dass, als sie das Auswendiglernen der Qira’at beendet hatte, die Zahl der Huffadh zu diesem Zeitpunkt gering war. Familien baten sie darum, so wie sie vorher ihre Shaykha darum baten, bei Veranstaltungen und religiösen Festen den Qur’an für sie zu rezitieren.

Zu der Zeit war es akzeptabel, dass eine Frau den Qur’an mit Tajweed in Anwesenheit von Männern rezitierte, die – wie sie bemerkte – ihre Rezitation und die Schönheit von ihrem Tajweed zu loben pflegten. Sie erwähnte, dass diese Praxis jedoch verschwand nachdem die Rezitatoren sich verbreiteten, und auch durch die Ausbreitung von Radio und Fernsehen, und das Einzige was eine weibliche Rezitatorin jetzt tun kann ist bei Veranstaltungen zu rezitieren, in denen nur Frauen anwesend sind. Sie glaubte, dass der echte Grund dafür jedoch der Glaube war, der in den letzte Jahren zugenommen hätte, nämlich dass die Stimme der Frau awrah wäre.

Sie hatte eine der höchsten Isnaads (Ketten der Überlieferung) in der Welt. Ihr Isnaad im Rezitieren in Hafs von Aasim hatte 27 Shuyukh zwischen ihr und dem Propheten sallallahu alayhi wa sallam. Das brachte sie auf dasselbe Niveau mit weitbekannten Shuyukh im Rezitieren wie Shaykh Abdul Basit Hashim und Shaykh Muhammad Abd Alhameed Abdullah.

Viele verschiedene Typen von Leuten kamen zu ihr, um den Qur’an zu vollenden oder eine Ijaaza in Qira’aah zu erlangen; aus verschiedenen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten. An einem Tag unterrichtete sie junge und alte Studenten, Frauen und Männer, Ingenieure, Ärzte, Lehrer, Universitätsprofessoren, Schüler und Studenten etc..

Sie machte für jeden Studenten eine Zeit aus, nicht mehr als eine Stunde, in der der Student das Gelernte rezitierte, und sie korrigierte ihre Fehler stückweise, bis sie sich den Qur’an in einer der Qira’at einprägten.

Umm al-Sa’ad bemerkte einmal:
„Sechzig Jahre mit Auswendiglernen und Rezitieren des Qur’an haben es mir unmöglich gemacht etwas davon zu vergessen. Ich kann mich an jede Ayah, dessen Sure und Juz erinnern. Ich weiß die Ayaat, die ähnlich sind und wie man die gleiche Ayah in verschiedenen Qira’at rezitiert. Mir kommt es so vor als ob ich den Qur’an wie meinen Namen kenne, ich kann mir nicht vorstellen einen Buchstaben davon zu vergessen oder einen Fehler zu machen. Ich weiß nichts anderes als den Qur’an und seine Rezitation.
Ich lernte keine der Wissenschaften, hörte nie einen Vortrag, oder lernte etwas anderes auswendig außer den Qur’an und die Mutuun (Mz. Matn) die mit dem Qur’an in Verbindung standen und Tajweed. Ich weiß nichts anderes als das.“

Ihre Studenten

Als sie nach ihren Studenten gefragt wurde, sagte Umm al-Sa’ad:
„Ich kann mich an jeden Einzelnen von ihnen erinnern, es gab welche die Ijaaza für eine der Qira’ah erhalten hatten, und es gab welche (und diese waren wenig), die Ijaaza in allen 10 Qir’aat erhalten hatten. Das sind diejenigen, die eine Ijaaza mit einem speziellen Siegel von mir erhielten. Diesen Siegel trage ich immer bei mir, ich gebe es nie jemandem egal wie sehr ich dieser Person auch vertraue.“

Die glücklichsten Tage für Umm al-Sa’ad waren die Tage von khatma, wenn sie einem Stundenten Ijaaza vergab, obwohl sie so einen Tag schon über 300 Mal erlebt hatte! Sie behielt eine Kopie von jeder Ijaaza, die jüngste vergab sie einer Schwester im Rezitieren in Qalun von Nafi‘.

Am Tag von Khatma, findet meist eine Walima statt oder es wird Tee mit Süßigkeiten serviert. Der Student, der eine Ijaaza erhält, gibt seiner Shaykha üblicherweise ein Geschenk; ein Jilbab, einen Ring, goldene Ohrringe, je nach dem was sie sich leisten können. Das schönste Geschenk, das die Shaykha je erhalten hatte, war eine Hajj- und Umrahreise gefolgt von einem ganzjährigen Gastaufenthalt in Saudi Arabien. Der beste Teil der Reise, nach Hajj und Umrah, war, dass sie den Qur’an prüfte und Ijaaza in allen 10 Qira’at vergab, an Studenten aus allen Teilen der Welt; Saudi Arabien, Pakistan, Sudan, Palästina, Tschad, Afghanistan…

Die Ijaaza die ihr am Liebsten war, war jene, die sie einer Studentin aus Saudi Arabien vergeben hatte, sie war gerade mal 17 Jahre alt!

Die Frauen ihrer Studenten wurden eifersüchtig..

Und von den interessantesten Dingen, die Umm Al-Sa’ad erzählte war, dass einige der Frauen ihrer Studenten eifersüchtig und ängstlich wurden, dass sie ihre Männer „schnappen“ könnte.
Besonders, da ihre Männer ständig voller Stolz und liebenswert von ihrer Shaykha sprachen.
In so einem Ausmaß, dass manche Frauen ihre Männer zu ihrem Unterricht begleiteten um sicher zu gehen, dass sie keinen Grund zur Angst hatten, denn die Shaykha war alt und blind!

„Und einige der Männer zögerten mir vorzurezitieren weil ich eine Frau war, und manche lehnten es ab, aber Shaykh Muhammad Isma’eel gab eine Fatwa, dass sie könnten als er erfuhr wie alt ich war, und er sandte seine gesamte Familie zu mir, damit sie mir rezitierten!“

Und was ist mir ihrer Heirat?

Als sie danach gefragt wurde, wer der Student war, der ihr am Nahsten stand, sagte sie, „Mein Mann, Shaykh Muhammad Fareed Nu’man.“

Shaykh Muhammad Fareed, der – bis zu seinem Tod vor ein paar Jahren- der bekannteste Rezitator von Radio Alexandria war. Er war auch der Erste, der eine Ijaaza von Umm al-Sa’ad erhalten hatte.

Über die Geschichte ihrer Heirat sagte sie:
„Ich war nicht im Stande mein Versprechen an meine Shaykha Nufaysa zu halten. Er pflegte mir den Qur’an vorzutragen, und ich gewöhnte mich an ihn, und er war so wie ich blind und hatte den Qur’an im frühen Alter gelernt. Ich lehrte ihn 5 Jahre lang, und nachdem er abgeschlossen hatte bat er mich um meine Hand, und ich nahm an.“

Sie war 40 Jahre lang mit ihm verheiratet und hatte keine Kinder.

Aber sie hatte Studenten die Huffadh waren und Qur’anrezitatoren, drum gehört alles Lob Allah.

Zu dieser Sache sagte sie: „Alhamdulillah, ich fühle mich so als ob Allah für mich immer das Beste aussucht. Vielleicht wenn ich Kinder gehabt hätte, wäre ich zu beschäftigt gewesen und hätte den Qur’an vernachlässigt oder vergessen.“

Umm al-Sa’ad starb am 17. Ramadan 1427, Allah möge sich ihrer erbarmen.

[Aus dem Englischen; entnommen vom AlMaghrib-Forum]

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